Projekt

Das Forschungsvorhaben

Motivation

Die alltägliche Nutzung des Internets geht heutzutage mit immer mehr und weitreichenden Erhebung von Daten einher. Während sie Nutzer:innen den Zugriff auf für sie relevante Inhalte erleichtern, ermöglichen sie Werbetreibenden und Anbietern von Webseiten eine starke Personalisierung von Inhalten, wie zum Beispiel Werbung. Wie und zu welchen Zwecken die erhobenen Daten im Einzelnen verarbeitet werden, bleibt hierbei oft undurchsichtig. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union schreibt zwar vor, dass Nutzer:innen wirksam über potentielle Risiken der Datenverarbeitung und ihre Betroffenenrechte informiert werden sollen und ihnen wirksame Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die praktische Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung ist jedoch in vielerlei Hinsicht nicht zufriedenstellend. Die Verarbeitung personenbezogener Daten bleibt somit für einzelne Nutzer:innen meist intransparent und entsprechende Hinweise – etwa im Rahmen von Cookie-Bannern – sind oft nur schwer verständlich. Aber auch Werbetreibende und ihre Interessenvertretungen sowie Datenschutzbehörden haben ein Interesse an standardisierten, rechtssicheren und für Nutzer:innen verständlichen Umsetzungen der DSGVO. Ohne diese können Nutzer:innen nicht hinreichend einschätzen, welche möglichen Risiken mit der Nutzung von Online-Diensten einhergehen.

Das Projekt „Sicher im Datenverkehr“ verfolgt das Ziel, Nutzer:innen effektiver über mögliche Risiken der Verarbeitung ihrer Daten aufzuklären und sie so zur Wahrnehmung ihrer Rechte zu befähigen. Indem wir die Sprache und Gedankenwelt der Nutzer:innen, die sie zur Beschreibung von Risiken der Datenverarbeitung verwenden, methodisch in den Fokus rücken, sollen Datenschutzdialoge gestaltet werden, durch die potentielle Risiken der Datenverarbeitung intuitiver und verständlich werden.


Ziele und Vorgehen


Das Projekt „Sicher im Datenverkehr“ zielt darauf ab, geeignete Narrative über Risiken der Nutzung von Online-Diensten zu entwickeln, die aus konkreten Vorstellungen der Nutzer:innen abgeleitet werden. Am Beispiel personalisierter Werbung fragen wir Laien, welche Risiken sie der Verarbeitung personenbezogener Daten zuschreiben und leiten aus unseren Befragungen typische Narrative ab. Narrative können hierbei verständliche Alltagsbilder oder auch Analogien sein.

Gleichzeitig finden Konsultationen mit verschiedenen Datenschutzexpert:innen statt. Die Ergebnisse der Befragung von Laien und Expert:innen werden so aufbereitet, dass sich daraus Schlüsse für eine datenschutzkonforme und nutzer:innenfreundliche Gestaltung von Datenschutzrisiken gewinnen lassen. Ziel ist es sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Cookie-Bannern darstellen zu erarbeiten, die leichter erfassbar sind. Lösungsvorschläge, die sich im Forschungsprozess entwickeln, werden quantitativ getestet und validiert.

Schließlich wird ein Kriterienkatalog entwickelt, der Akteur:innen im Feld des Datenschutzes als Checkliste für die rechtskonforme, transparente und verständliche Ausgestaltung von Bedienoberflächen verwenden können. Abgesehen von personalisierter Werbung werden auch für andere personalisierte Inhalte entsprechende Risikomodelle und -narrative erarbeitet. Die Ergebnisse fließen in Bildungsmaterialien ein, um der interessierten Öffentlichkeit Datenschutzrisiken in leicht verständlicher Form zu vermitteln.

Innovationen und Perspektiven

In der Allgemeinbevölkerung ist bisher kaum Wissen über die mit der Verarbeitung personalisierter Daten einhergehenden Grundrechtsrisiken – über die Privatsphäre hinaus – vorhanden. Dementsprechend wird auch die gesellschaftliche Debatte über Informationspflichten und Interventionsmöglichkeiten nur sehr einseitig geführt. Die Projektergebnisse tragen durch die Entwicklung verständlicher Informationsdialoge und -interfaces dazu bei, diesen Missstand zu beheben. So werden Nutzer:innen dazu befähigt, ihre in der Datenschutzgrundverordnung enthaltenen Rechte, effektiv wahrzunehmen. Das Konsortium vereinigt zu diesem Zweck Akteure aus Forschung, Datenschutzbehörden und Digitalwirtschaft und zielt auf transparente, nutzer:innenfreundliche und rechtssichere Lösungen ab.