Im Projekt „Sicher im Datenverkehr“ (SiD) untersucht das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG), wie alltägliche Internetnutzer:Innen die Personalisierung von Werbung und Inhalten wahrnehmen und wie ihre Daten dafür verarbeitet werden. Problematisch bei Personalisierung im Internet ist, dass die vorgeschriebene Aufklärung über Datenverarbeitungspraktiken oft durch schwer verständliche Cookie-Banner und Einstellungen unzureichend umgesetzt wird. Daher verfolgt das Projekt das Ziel, die Lücke zwischen den Anforderungen der EU-Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO) und der tatsächlichen Umsetzung zu schließen. Während einige Nutzer*Innen personalisierte Inhalte als hilfreich empfinden, sehen andere darin einen Eingriff in die Privatsphäre.
Als Grundlage für unsere Analyse wurden zunächst Einzelinterviews durchgeführt. Die Rekrutierung erfolgte über E-Mail-Verteiler von Projektpartnern, über eine Werbekampagne auf Plattformen des Meta Konzerns, sowie auf den Webseiten des Instituts. Trotz der breit gestreuten Herangehensweise war die Rückmeldung zu Beginn relativ gering. Letztendlich umfasste die Stichprobe der Einzelinterviews insgesamt 18 Teilnehmende, davon neun Frauen und neun Männer. Die meisten Interviewpartner*innen waren Akademiker*innen und kamen überwiegend aus höheren Altersklassen. Trotz alledem wurde in jeder Altersklasse mindestens ein männlicher und eine weibliche Teilnehmer*in interviewt. Die Interviews wurden online durchgeführt.
Gruppendiskussionen zur Validierung der Interviews
Um die Erkenntnisse der Einzelinterviews zu validieren, wurden zwei Gruppendiskussionen Vorort am HIIG organisiert. Die Teilnehmer*innen wurden ebenfalls über E-Mai-Verteiler rekrutiert, ergänzt durch die persönliche Ansprache an öffentlichen Plätzen und dem Verteilen von Handzettel in Nachbarschaftszentren. Die Stichprobe der zwei Gruppendiskussionen umfasste insgesamt 15 Teilnehmer*innen (acht Männer, sieben Frauen), vorwiegend im Alter von 40 Jahren und aufwärts.
Herausforderungen bei der Erhebung
Die Auswahl der Stichproben stieß auf einige Herausforderungen, weshalb es sich hier um eine convenience sample handelt. Es gestaltete sich schwierig, jüngere Teilnehmer*innen für die Teilnahme zu gewinnen, sie scheinen die Themen als weniger relevant einzuordnen, da sie in einer digitalen Welt aufgewachsen sind und sich daher weniger mit den Veränderungen konfrontiert sehen. Es stellte sich unter anderem heraus, dass einige der Teilnehmer*innen mehr Vorwissen hatten, als ursprünglich gewünscht. Dies wurde zwar versucht zu umgehen, indem bei der Rekrutierung das Internetnutzungsverhalten und der Beruf abgefragt wurden. Ganz vermeiden ließ sich dies jedoch nicht.
Des Weiteren wurde zum Teil erwartet, dass bei den Gruppendiskussionen eine Art Aufklärung zu den Themen Datenschutz und Personalisierung stattfindet. Das unterstreicht, dass der Wunsch nach mehr Information in diesen Bereichen existiert und die Relevanz des Projekts verdeutlicht.
Im nächsten Schritt werden erneut Einzelinterviews und Gruppendiskussionen durchgeführt, diesmal jedoch mit Expert*innen aus dem Bereich der Personalisierung im Internet. Anschließend sollen die Alltagserfahrungen der Nutzer:innen und das Expert*innenwissen zusammengeführt werden. Aus der Verschmelzung des Verständnisses der Laien und des Expert*innenwissens soll besser über die Risiken und Vorteile von Personalisierung im Internet aufgeklärt werden. Das Projekt SiD macht damit einen wichtigen Schritt, die Anforderungen der DS-GVO wirksamer umsetzen zu können.
Autorin: Johanna Spiegl, 05.11.2024
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