Plattform Privatheit

SiD auf der Jahreskonferenz Plattform Privatheit – Deutungsmuster zu Personalisierung im Internet


Digitale Infrastrukturen prägen zunehmend unseren Alltag, doch sie werfen auch komplexe Fragen auf. Eine der größten Herausforderungen ist die Vereinbarkeit von individueller Selbstbestimmung und dem Schutz kollektiver Grundrechte mit der Verarbeitung personenbezogener Daten. Besonders deutlich wird dies bei Personalisierung und personalisierter Werbung im Internet.

Viele Nutzer*innen sind unsicher darüber, welche Daten genau verarbeitet werden, wofür diese genutzt werden und welche Risiken damit verbunden sind. Datenverarbeiter versuchen zwar, über sogenannte Cookie-Banner aufzuklären, doch diese Informations- und Einwilligungsdialoge werden oft als wenig hilfreich wahrgenommen.

Zu diesem Thema präsentierte Maximilian Lukat erste Erkenntnisse aus dem Projekt “Sicher im Datenverkehr” auf der Jahreskonferenz der Plattform Privatheit, einer interdisziplinären Tagung rund um Forschung zu Datenschutz und Privatheit.

Mangelnde Transparenz als zentrales Problem

Der Vortrag thematisierte unter anderem, dass die Intransparenz der Datenverarbeitung ein zentrales Problem darstellt. Viele Menschen wissen nicht genau, was mit ihren Daten passiert, wenn sie einem Cookie-Banner zustimmen. Dies liegt auch daran, dass die verwendeten Informations- und Einwilligungsdialoge oft komplex und schwer verständlich gestaltet sind. Trotz dieser Unsicherheiten haben die Nutzer*innen jedoch klare Vorstellungen von den möglichen Konsequenzen ihrer Entscheidungen. Diese Vorstellungen sind geprägt von so genannten Deutungsmustern, also typischen Denkweisen, mit denen Menschen ihre soziale Wirklichkeit interpretieren.

Deutungsmuster von alltäglichen Internetnutzer*innen

Unser Forschungsprojekt untersucht diese Deutungsmuster genauer. Ziel ist es, die Beschreibungen der Datenverarbeiter, das Verständnis der Laien und die tatsächlichen Prozesse der Datenverarbeitung miteinander in Beziehung zu setzen.

Ein Deutungsmuster, das in der Analyse besonders hervorsticht und auf der Jahrestagung der Plattform Privatheit vorgestellt wurde, ist, dass viele Menschen datenverarbeitende Organisationen personifizieren. Sie beschreiben die Organisationen als Personen, die Zugang zur Datenverarbeitung und ihren Ergebnissen haben. Diese Personifizierung hilft den Betroffenen vermutlich, die oft abstrakten Prozesse der Datenverarbeitung greifbarer zu machen.

Unsere bisherige Auswertung zeigt jedoch auch, dass die Identität, die die Nutzer*innen von den Organisationen haben, ziemlich lückenhaft und schwammig ist und daher wahrscheinlich wenig Vertrauen ihnen gegenüber besteht. Wenn wir an diesem Punkt ansetzen und die Identität einer solchen datenverarbeitenden Organisation in Form einer Person oder eines kollektiven Akteurs stärker konkretisieren, kann es gelingen, das Bewusstsein für die Personalisierung im Internet zu schärfen.

Ausblick

Analysen wie die unsere sind wichtig, um gesetzliche Informationspflichten künftig besser zu erfüllen und die Gestaltung digitaler Infrastrukturen demokratischer und grundrechtsorientierter zu gestalten. Indem wir besser verstehen, wie Nutzer*innen digitale Dienste wahrnehmen, können wir auch die Aufklärungs- und Einwilligungsprozesse verbessern. Bisher fokussierte sich die Forschung nämlich mehr auf die komplexe Sicht der Expert*innen. Insbesondere der Ansatz, Verbesserungen aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer zu suchen, wurde daher auf der Konferenz positiv aufgenommen. So kann die Nutzung digitaler Infrastrukturen nicht nur transparenter, sondern auch sicherer und fairer gestaltet werden. Dies entspricht ganz dem Motto der Plattform Privatheit: “Forschung für ein selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt”.

Autor: Maximilian Lukat, 19.11.2024


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